Die Jahre 1944 bis 1963 im Überblick
100 Jahre Eichgraben
Diese Zeitspanne kann in 2 Bereiche gegliedert werden:
1944 – 1955: Ende des 2. Weltkriegs, Besatzungszeit, 2. Republik, Wiederaufbau, Staatsvertrag („Österreich ist frei“)
1956 – 1963: Wirtschaftliche Konsolidierung, Elektrifizierung wichtiger Bahnlinien, Ungarnkrise, kulturelle und sportliche Hochleistungen („Wiener Schule des phantastischen Realismus“)
1944 – 1945, Ende des Weltkriegs
Nachdem bereits im Herbst 1943 die Städte Innsbruck und Wr. Neustadt bombardiert wurden, mehrten sich die Schäden durch den Luftkrieg zunehmend. Im Laufe des Jahres wurden auch Wien und Salzburg bombardiert. Das geplante Attentat auf Adolf Hitler durch eine Gruppe um Graf Stauffenberg schlug fehl. Die sinnlose Aufstellung des „Volkssturms“ brachte keine Änderung, der Niedergang des Deutschen Reichs zeichnete sich ab.
Im Februar 1945 fand die Dreimächtekonferenz in Jalta, Halbinsel Krim, statt: Churchill, Roosevelt und Stalin verhandeln über die politische Neugestaltung der Welt nach dem Sieg der Alliierten.
Nach schwersten Luftangriffen auf Wien beginnt im März 45 die Offensive der russischen Armee in Richtung Wien. Im April wird Wr. Neustadt von der Roten Armee erobert. In Wien und später im Wienerwald herrschen erbitterte Abwehr- und Rückzugskämpfe.
Der ehemalige Staatskanzler der 1. Republik, Dr. Karl Renner, nimmt als Pensionist erste Kontakte zu russischen Stellen auf. Nach der Einnahme von Wien Mitte April 45 wird General a. D. Theodor Körner vom russischen Stadtkommandanten zum Bürgermeister von Wien bestellt. Bald darauf beginnt Dr. Karl Renner in Wien mit Verhandlungen zur Bildung einer provisorischen österreichischen Regierung. Ende Mai 1945 enden die Kämpfe in Österreich, erste Verhaftungen von NS-Leuten folgen. Im Juli werden die 4 Besatzungszonen in Österreich und in Wien von den Alliierten Truppen besetzt.
Im Herbst 1945 werden erste kulturelle Veranstaltungen aufgenommen. Im November 45 findet die 1. Nationalratswahl statt und im Dezember wird der Schilling wieder gesetzliches Zahlungsmittel. Die erste österreichische Bundesregierung der 2. Republik unter Leopold
Figl (ÖVP) und Vizekanzler Adolf Schärf (SPÖ) nimmt ihre Arbeit auf.
1946 – 1955 – Österreichischer Staatsvertrag
Nach monatelangen Arbeiten werden die Schuttberge in den Städten beseitigt; bald darauf kehrt eine gewisse Normalisierung der Lebensverhältnisse ein. Viele Industrien werden wieder hochgefahren. Probleme mit Italien tauchen wegen der Südtirolfrage auf, es kommt zu Bombenattentaten, weil seitens Italiens blockiert wird.
Im April 1947 beginnen erste zaghafte Verhandlungen über einen Staatsvertrag für Österreich. Österreich wird in die UNESCO aufgenommen.
Mitte 1949 entsteht an den Ostgrenzen Österreichs zu den kommunistisch regierten Ländern der „Eiserne Vorhang“. Im September 1950 kommt es zu einer kommunistischen Streikbewegung in den von der Roten Armee besetzten Teilen Österreichs. Nach Protesten der Westmächte und dem mutigen Einschreiten der Polizei und der Bauarbeitergewerkschaft unter Franz Olah enden die Streiks und Sabotageakte im Oktober 50.
Im Mai 1951 wird Theodor Körner zum 1. Bundespräsident vom Volk gewählt. Die erste Volkszählung in Österreich ergibt 6,881.000 Einwohner*innen.
Im April 1952 erfolgt der feierliche Einzug der neu gegossenen Pummerin für den Stephansdom in Wien (Guss in St. Florian, Spende Oberösterreichs). Im Dezember wird als letztes Teilstück der Westbahn der Abschnitt Wien – Amstetten elektrifiziert.
Im Oktober 1953 beginnen die Westmächte Ihre Besatzungstruppen aus Österreich anzuziehen. Der sowjetische Außenminister Molotow beharrt auf der Besetzung Österreichs.
Im März 1955 kommt Bewegung in die Staatsvertragsverhandlungen, die im Mai 55 abgeschlossen werden können.
Am 15. Mai, 11:30 Uhr erfolgt die Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrages im Marmorsaal des Schlosses Belvedere in Wien durch die Außenminister A. Pinay (Frankreich), H. Macmillan (Großbritannien), W. M. Molotow (Sowjetunion), J. F. Dulles (USA) und L. Figl für Österreich.
1956 – 1963
1956: Beitritt Österreichs zum Europarat in Straßburg; Volksaufstand in Ungarn; es setzt eine Flüchtlingswelle nach Österreich ein.
1957: Beginn des regelmäßigen Fernsehbetriebs in Österreich; Bundespräsident Theodor Körner stirbt in Wien. Vizekanzler Dr. Adolf Schärf wird zum Bundespräsidenten gewählt. Die Austrian Airlines (AUA) werden konstituiert.
1958: Schiweltmeisterschaften in Badgastein: Toni Sailer holt 3x Gold und 1x Silber. Erzbischof Franz König wird in Rom von Papst Johannes XXIII. in das Kardinalskollegium aufgenommen.
1959: Spatenstich für den Bau der Südautobahn Wien – Wr. Neustadt
1961: Volkszählung in Österreich: 7,073.807 Einwohner*innen; Gipfeltreffen des sowjetischen Ministerpräsidenten Nikita Chruschtschow und des US-Präsidenten John F. Kennedy in Wien
1963: Die Südbahnstrecke ist von Wien bis Bruck/Mur elektrifiziert. Letzte Erdöllieferung von 500 t an die UdSSR, damit ist die Erdölschuld Österreichs getilgt.
Literatur:
Kleindel, W. (1995): Österreich – Daten zur Geschichte und Kultur, Hrsg. Ackerl, I. und Kodek G. K., Verlag Ueberreuter, 656 S.
Michael Götzinger