Geschichte des Wienerwaldmuseums Eichgraben

anlässlich 25 Jahre Eröffnung des alten Heimatmuseums

Eichgrabens Museumsgeschichte beginnt in einem Haus, das vor 1795 erbaut wurde, in dem sieben Jahre die ersten Spuren der Ortsvergangenheit gegenwärtig sein durften.

Der Grundstock für das alte Heimatmuseum in der Kirchenstraße wurde von Pfarrer Gerhard Anderle bereits Mitte der 1980er Jahre gelegt. Er sammelte verschiedene Gegenstände aus Eichgrabens Vergangenheit und verwahrte diese im Pfarrhaus und im Turm des Wienerwalddomes. Der damalige FVV-Obmann Adolf Plank übernahm die Idee des Pfarrers ein Heimatmuseum aufzubauen und einzurichten. Herr DI Camillo Bussetti stellte dankenswerter Weise zwei Räume in einem der ältesten Häuser des Ortes zur Verfügung und so konnte die Museumsgeschichte Eichgrabens ihren museologischen Lauf nehmen.

Nach mehrmaliger Umplanung war bald das Konzept erstellt: Im schmalen Ein-gangsbereich sollten alte Handschriften, Bilder, Dokumente und Fotografien auf die Geschichte und Entstehung Eichgrabens hinweisen. Zusätzlich waren für Sonderausstellungen Vitrinen aufgestellt. Im zweiten Raum wurden Haushalts- und Handwerksgegenstände gezeigt. Sehenswert war auch die Nachbildung einer offenen Feuerstelle. An der überdachten Außenseite fanden die landwirtschaftlichen Geräte ihren Platz. Eine alte Mostpresse und ein alter Wetterhahn, der zum Museumsschild und „Wahrzeichen“ des Heimatmuseums wurde, zeigten den Eingang zum Museum an. Mitarbeiter der ersten Stunde waren die Herren Schulräte Johann Joichl und Kurt Wolk. Mitglieder des FVV waren für die handwerklichen Arbeiten zuständig und brachten auch weitere Exponate ein.

Die feierliche Eröffnung fand unter zahlreicher Beteiligung der Bevölkerung am 1.Mai 1991 statt. Über 700 Objekte konnten die interessierten Besucher und Besucherinnen auf der kleinen Ausstellungsfläche besichtigen. Damit der Betrieb reibungslos durchgeführt werden konnte, versahen freiwillige Helfer jeden Sonntag vormittags ihren zweistündigen Museumsdienst.

Ansichtskarte Heimatmuseum Eichgraben

Im Herbst 1998 wurde das alte Heimatmuseum in der Kirchenstraße geschlossen. Das neue Wienerwaldmuseum im „Fuhrwerkerhaus“ (um 1870 erbaut) wurde nach modernen Grundsätzen neu gestaltet und am 23. Oktober 1999 feierlich eröffnet.

Im Wienerwaldmuseum Eichgraben können nun in 6 Räumen Exponate aus den Bereichen Geologie und mineralische Rohstoffe sowie „KuMst-Höhle“, Archäologie mit römerzeitlichem Hügelgrab, volkskundliche Sammlung, lebendiges Handwerk und Zeugschuppen mit Holzkohlen-Rundmeiler (Freilichtmuseum) besichtigt werden. Das lebendige Handwerk im Stadel wird seinem Namen gerecht (am letzten Sonntag-Nachmittag von April bis September – mit Bücherfundgrube!).

Das Wienerwaldmuseum Eichgraben

ist ein Regionalmuseum, das im Herbst 1999 im Fuhrwerkerhaus eröffnet wurde. Die Idee ein Wienerwaldmuseum zu gründen geht auf die Herren Adolf Plank und Wolfgang Kalchhauser zurück.

Das Wienerwaldmuseum gliedert sich in vier Bereiche:

Im Fuhrwerkerhaus befinden sich thematisch der Bereich Wienerwald (im Erdgeschoß) und die volkskundliche Sammlung („Heimatmuseum“) im Obergeschoß.

Im angrenzenden Stadel werden verschiedene Handwerksarten gezeigt („Lebendiges Handwerk“).

Im Freilichtmuseum hinter dem Museum befinden sich ein nachgebautes römerzeitliches Hügelgrab, ein Kohlenmeiler und der Zeugschuppen mit Werkzeugen und Geräten aus dem ehemaligen Heimatmuseum.

Der Themenbereich Wienerwald zeigt im ersten Raum die Geologie und einige Fossilien des Wienerwaldes sowie charakteristische Gesteine und mineralische Rohstoffe. Als ältestes Gestein des Wienerwaldes wird der rosa-graue Gips von Preinsfeld (bei Heiligenkreuz) gezeigt; sein Alter beträgt etwa 255 Millionen Jahre (Oberperm). Er bildet die Basis der Nördlichen Kalkalpen.

Gesteine der Flyschzone (in der Eichgraben liegt), des Wiener und Tullner Beckens runden die Erdgeschichte ab.

Mineralische Rohstoffe und Energierohstoffe (vom Donaugold bis zur Braunkohle) geben einen Überblick über wirtschaftlich wichtige Vorkommen und ehemalige Lagerstätten im Wienerwald.

Der Bereich „Mineralogie aktiv“ lädt zu interessanten Experimenten ein.

Wienerwaldmuseum Eichgraben Hauptstr. 17
Wienerwaldmuseum Eichgraben Hauptstr. 17

Der zweite Raum ist der Ur- und Frühgeschichte gewidmet: Jungsteinzeit mit Exponaten aus dem ältesten Bergbau Österreichs (Antonshöhe in Wien 23., Mauer; Alter etwa 4500 bis 4200 vor Chr.). Bronzezeit, Hallstatt- und Keltenzeit sowie die Zeit des Römischen Kaiserreichs werden mit vielen Originalbelegen dargestellt (Bronzebeile, Waffen, Keramik, Münzen etc.).

Dem Flechtwerk, einem der ältesten Gewerbe, ist eine interaktive Station gewidmet.

Von diesem Raum ausgehend bildet eine künstliche Höhle („KuMst-Höhle“) einen besonderen Anziehungspunkt für Kinder.

Der dritte Raum ist dem Mittelalter und der frühen Neuzeit gewidmet: Erste und zweite Christianisierung, Klostergründungen, Heilpflanzen, die Pest und zuletzt die Osmanenstürme (1529 und 1683) sind in mehreren Vitrinen (auch hier mit Originalmaterial) thematisiert.

Hellebarde um 1550
Hellebarde um 1550 (Foto: M. Götzinger)

Die volkskundliche Sammlung zeigt in zwei Räumen Exponate von der Erstnennung Eichgrabens (1345, „Aichgrawe“) über die frühe Besiedlung, Hausberge und Burgen bis in die heutige Zeit charakteristische Gegenstände des ländlichen Bereichs. Hinweise auf Sommerfrische und den Einfluss der Orts-entwicklung im Zuge des Eisenbahnbaus runden den Bereich um Eichgraben ab.

Eine (meistens) funktionstüchtige Modelleisenbahn zeigt das Eichgrabener Viadukt und die Situation in den Zwanziger-Jahren (Eichgraben wurde 1923 von Maria Anzbach abgetrennt).

Im Stadel mit dem „Lebendigen Handwerk“ werden in den Sommermonaten (April bis September) einige Handwerksarten von kundigen Spezialisten vorgeführt: Schmiede, Zimmerei und Tischlerei, Schuhmacher, Webstühle und Nähwerkstatt, Filzen und Flechten und Töpferei geben lebendige Einblicke in die vielfältigen Gewerbe.

Das Wienerwaldmuseum Eichgraben versucht einen Überblick zu geben, welche Entwicklungen und Zusammenhänge den Wienerwald vor den Toren Wiens so einzigartig machen. Deshalb ist für uns auch der „Biosphärenpark Wienerwald“ ein besonderes Anliegen. Diesem Thema wurden schon bisher Sonderausstellungen bei uns gewidmet.

 

Besondere Ereignisse:
Im Jahre 2000 fand der NÖ. Museumstag im neu eröffneten Wienerwaldmuseum statt. Das Museum erhielt im Jahre 2003 das Museumsgütesiegel verliehen, welches bis heute durch Wiederverleihung (2008 und 2014) gültig ist. Für 2003 wurde die „Goldene Kelle“ des Landes Niederösterreich verliehen und im gleichen Jahr konnte „das Direktorenteam des in Eichgraben beheimateten Wienerwaldmuseums in Wien eine begehrte Auszeichnung des BM für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Empfang nehmen: Der mit 1.000 Euro dotierte, sogenannte Nebenpreis für Kommunikation mit Museen wurde laut Jury vor allem für die engagierte Zusammenarbeit des Museums mit anderen Bildungsinstitutionen und Kultureinrichtungen vergeben.“ (Kulturnews der Kulturvernetzung NÖ vom 7. April 2003)

Museum und Fuhrwerkerhaus werden als wichtiges und von der Bevölkerung gerne angenommenes Kommunikationszentrum genutzt; ein Aufenthaltsraum mit Küche und der Festsaal sind dabei von großer Bedeutung. Über 100 ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bemühen sich um das Gelingen verschiedenster Aktivitäten, Veranstaltungen und Feste (z. B. 1. Mai-Fest, „Riesenflohmarkt“ Anfang September). Die alljährliche Mitwirkung beim FVV-„Kinder-Ferienspiel“ ist uns ein besonderes Anliegen für den Kontakt zu Kindern und Jugendlichen von Eichgraben und der Umgebung.

Es finden jährlich zwei Sonderausstellungen statt (Jänner – April und Mai – August) sowie viele weitere kulturelle Veranstaltungen.

Seit Beginn besteht ein enger Kontakt mit einer offiziellen Partnerschaft zum Kulturverein Eichgraben/Zittau in Sachsen, Deutschland.

Das Wienerwaldmuseum bietet für „jung und alt“ interessante und abwechslungsreiche Informationen. Ein besonderer Dank gebührt den vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – ohne diese wäre all das nicht möglich!

 

Text: Erika Leopoldseder und Dr. Michael Götzinger
Dank an Herrn Adolf Plank für wertvolle Hinweise!

Fotos: M. Götzinger