Kulturtreff – Veranstaltungszentrum

Im Museumsbereich „Kulturtreff im Fuhrwerkerhaus“ finden laufend kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen statt

Das Wienerwaldmuseum Eichgraben

ist ein Regionalmuseum, welches im Herbst 1999 im Fuhrwerkerhaus (erbaut um 1870) eröffnet wurde
Wienerwaldmuseum Eichgraben mit dem Handwerksstadel (Foto M. Götzinger)

Das Wienerwaldmuseum gliedert sich in vier Bereiche

Im Fuhrwerkerhaus befinden sich thematisch der Bereich Wienerwald (im Erdgeschoß) und die volkskundliche Sammlung („Heimatmuseum“) im Obergeschoß. Im angrenzenden Stadel werden verschiedene Handwerksarten gezeigt („Lebendiges Handwerk“).

Im Freien hinter dem Museum befinden sich ein nachgebautes römerzeitliches Hügelgrab, ein Kohlenmeiler und der Zeugschuppen mit Werkzeugen und Geräten aus dem ehemaligen Heimatmuseum.

Der Themenbereich Wienerwald zeigt im ersten Raum die Geologie und einige Fossilien des Wienerwaldes sowie charakteristische Gesteine und mineralische Rohstoffe. Als ältestes Gestein des Wienerwaldes wird der rosa-graue Gips von Preinsfeld (bei Heiligenkreuz) gezeigt; sein Alter beträgt etwa 255 Millionen Jahre (Oberperm). Er bildet die Basis der Nördlichen Kalkalpen.

Gesteine der Flyschzone (in der Eichgraben liegt), des Wiener und Tullner Beckens runden die Erdgeschichte ab.

Mineralische Rohstoffe und Energierohstoffe (vom Donaugold bis zur Braunkohle) geben einen Überblick über wirtschaftlich wichtige Vorkommen und ehemalige Lagerstätten im Wienerwald. Der Bereich „Mineralogie aktiv“ lädt zu interessanten Experimenten ein.

 

Der nächste Raum ist der Ur- und Frühgeschichte gewidmet: Jungsteinzeit mit Exponaten aus dem ältesten Bergbau Österreichs (Antonshöhe in Wien 23., Mauer; Alter etwa 4500 bis 4200 vor Chr.). Bronzezeit, Hallstatt- und Keltenzeit sowie die Zeit des Römischen Kaiserreichs werden mit vielen Originalbelegen dargestellt (Bronzebeile, Waffen, Keramik, Münzen etc.).

Dem Flechtwerk, einem der ältesten Gewerbe, ist eine interaktive Station gewidmet.

Von diesem Raum ausgehend bildet eine künstliche Höhle („KuMst-Höhle“) einen besonderen Anziehungspunkt für Kinder.

 

Der dritte Raum ist dem Mittelalter und der frühen Neuzeit gewidmet: Erste und zweite Christianisierung, Klostergründungen, Heilpflanzen, die Pest und zuletzt die Osmanenstürme (1529 und 1683) sind in mehreren Vitrinen (auch hier mit Originalmaterial) thematisiert.

Die volkskundliche Sammlung zeigt in zwei Räumen Exponate von der Erstnennung Eichgrabens (1345, „Aichgrawe“) über die frühe Besiedlung, Hausberge und Burgen bis in die heutige Zeit charakteristische Gegenstände des ländlichen Bereichs. Hinweise auf Sommerfrische und den Einfluss der Ortsentwicklung im Zuge des Eisenbahnbaus runden den Bereich um Eichgraben ab.

Eine (meistens) funktionstüchtige Modelleisenbahn zeigt das Eichgrabener Viadukt und die Situation in den Zwanziger-Jahren (Eichgraben wurde 1923 von Maria Anzbach abgetrennt).

 

Im Stadel mit dem „Lebendigen Handwerk“ werden in den Sommermonaten (April bis September) einige Handwerksarten von kundigen Spezialisten vorgeführt: Schmiede, Zimmerei und Tischlerei, Schuhmacher, Webstühle und Nähwerkstatt, Filzen und Flechten und Töpferei geben lebendige Einblicke in die vielfältigen Gewerbe.

Das Wienerwaldmuseum Eichgraben versucht einen Überblick zu geben, welche Entwicklungen und Zusammenhänge den Wienerwald vor den Toren Wiens so einzigartig machen. Deshalb ist für uns auch der „Biosphärenpark Wienerwald“ ein besonderes Anliegen. Diesem Thema wurden schon bisher zwei Sonderausstellungen bei uns gewidmet.

Es finden jährlich zwei Sonderausstellungen statt (Jänner bis April und Mai bis August) sowie viele weitere kulturelle Veranstaltungen.

Das Wienerwaldmuseum bietet für „jung und alt“ interessante und abwechslungsreiche Informationen. Ein besonderer Dank gebührt den vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – ohne diese wäre all das nicht möglich!

 

Dr. Michael Götzinger

Der Wienerwald

liegt in Niederösterreich und im westlichen Wien.

Er ist der bewaldete nordöstliche Ausläufer der Alpen bei Wien und Naherholungsgebiet der Hauptstadt. Begrenzt wird der Wienerwald (i. w. S.) im Westen von der Traisen, bzw. (i. e. S.) von der großen Tulln und der Linie Tulln-Neulengbach-Hainfeld; im Norden vom Tullnerfeld, im Osten vom Wiener Becken (Thermenlinie) und im Süden vom Triestingtal (und vom Gölsental).

Der nördliche Teil gehört geologisch zur Molassezone und zur Flyschzone („Sandstein-Wienerwald“; höchster Gipfel ist der Schöpfl, 893m), der südliche Teil zu den Kalkvoralpen („Kalk-Wienerwald“; höchster Gipfel ist der Hohe Lindkogel, 834m).

 

Beeinflußt wird der Wienerwald (mit seiner Pflanzen- und Tierwelt) im Wesentlichen von einem atlantisch geprägten Übergangsklima, wobei der pannonische Anteil im Osten deutlich wird. Der nordöstliche Teil des WW erstreckt sich über die westlichen Wiener Gemeindebezirke (Wald- und Wiesengürtel), wobei in der Flyschzone etwa 77% Laubwaldbestand (Buche, Eiche, Hainbuche) vorherrschen, in den Kalkvoralpen etwa 46% Nadelwaldbestand (Fichte, Schwarzkiefer/Föhre, Tanne und Lärche). An den Süd- und Osthängen wird Weinbau betrieben.

 

Im WW liegen das Naturschutzgebiet Lainzer Tiergarten, sowie die Naturparks Eichenhain, Föhrenberge, Sandstein-Wienerwald und Sparbach. Wichtige Flüsse sind der Laabenbach – Gr. Tulln, der Wienfluß, die Schwechat (Helenental) und die Triesting (bildet die Südgrenze).

Der Wienerwaldsee (289m SH, Staumauer) ist 1,4km lang und 0,8km breit (Dreiecksform), liegt im Wiental zwischen Pressbaum und Untertullnerbach an der Einmündung des Wolfsgrabenbaches und speist die Wientalwasserleitung.

Lange Zeit war der Wienerwald Bannwald und landesfürstliches/kaiserliches Jagdrevier (Wildschwein, Reh und Hirsch, Mufflon). In den Jahren 1870-72 rettete Josef Schöffel den WW vor der Abholzung (die in und nach Kriegszeiten jedoch fast unvermeidlich war). Heute ist der WW zwar Landschaftsschutzgebiet und Biosphärenpark, aber dennoch durch Zersiedelung und Schadstoffbelastung gefährdet (zählt heute zu den am stärksten geschädigten Waldgebieten Österreichs). Für die Erhaltung des WW tritt die 1984 gegründete WW-Konferenz (WW-Tag) ein.

Im Jahre 2005 erhielt der Wienerwald die UNESCO-Auszeichnung als „Biosphärenpark Wienerwald“ aufgrund der einzigartigen Vielfalt an Natur- und Kulturlandschaften.

Durch den Wienerwald führen die Westbahn, die West-Autobahn (A1) und die Verbindungsautobahn (A21 über Alland).

 

Josef Schöffel (geb. 29.7.1832 in Přibram, CZ, gest. 7.2.1910 in Mödling) war Journalist und Politiker. Er vertrat die Idee des Heimat- und Naturschutzes und verhinderte durch Artikel im „Wiener Tagblatt“ 1870-72 die Abholzung des Wienerwaldes. Als Bürgermeister von Mödling (1873-82) veranlaßte er durch J. Hyrtl die Gründung einer Waisenanstalt, organisierte im Landesausschuss von NÖ das niederösterreichische Straßenwesen und führte soziale Maßnahmen durch.

 

Dr. Michael Götzinger
Wienerwaldmuseum Eichgraben, NÖ.