Die Zeit von 1984 bis 2003
Überblick:
1984 – 1994: Beginn des elektronischen Zeitalters (für die breite Öffentlichkeit)
1995 – 2001 Österreichs Beitritt zur Europäischen Union (EU)
2002 – 2003: die neue Währung – der EURO (€)
Innenpolitik im Überblick:
1984
Mit 1. Jänner 1984 wird die Mehrwertsteuer (Mwst.) erhöht: von 8 auf 10% und von 18 auf 20%. Die Zinsertragssteuer (Zest.) von 7,5% wird eingeführt. Das Sonder-abfallgesetz für Industrie- und Gewerbebetriebe tritt in Kraft.
Februar 1984: Schneechaos und Lawinen fordern 14 Todesopfer in Tirol; orkan-artige Stürme verursachen schwere Schäden in der Steiermark und im Burgenland.
März 1984: Erdgas-Lieferabkommen zw. ÖMV und der Sojus-Gasexport über zusätzliche Gaslieferungen für die nächsten 25 Jahre.
Die Hochschule für Bodenkultur (BOKU) stellt fest, dass 18% der Waldfläche Österreichs geschädigt sind.
April 1984: Nach Diskussionen über die Einführung der 35-Stundenwoche fordert der Juso-Chef Christian Cap (jüngerer Bruder von Josef Cap) die 30-Stundenwoche!
Mai 1984: Der ÖGB-Vorstand spricht sich für den Bau der Wasserkraftwerke Hainburg und Dorfertal (Osttirol) aus und verlangt die Inbetriebnahme von Zwentendorf! Künstler starten in den Donauauen eine Aktion zur Schaffung eines Donau-March-Naturparks.
Einführung von bleifreiem Benzin (92 Oktan).
Juli 1984: Einführung der Gurtenpflicht für Autofahrer:innen.
Oktober 1984: Senkung der Zest. Von 7,5 auf 5% durch Finanzminister Franz Vranitzky.
Niki Lauda wird (nach 1974 und 1977) zum dritten Mal Weltmeister der Formel 1.
Dezember 1984: In der Stopfenreuther Au versammeln sich 6000 Gegner des Bauprojekts Kraftwerk Hainburg. Nach eskalierenden Konflikten zwischen Polizei, Gendarmerie und Demonstranten verkündet Bundeskanzler Fred Sinowatz einen „Weihnachtsfrieden bis 3. Jänner“.
1985
Jänner 1985: Der VWGH verfügt einen Baustopp für das KW Hainburg, damit auch ein Ende der Rodungen.
Extreme Kältewelle in Österreich (und Europa) mit Temperaturen knapp unter -30°C (20 Todesfälle); die Donau bei Linz ist zugefroren, der Wasserstand der Donau beträgt bei Wien 50cm (!), der Neusiedler See ist ebenfalls zugefroren.
Februar 1985: Bautenminister Karl Sekanina (SPÖ) tritt wegen des Vorwurfs finanzieller Unregelmäßigkeiten zurück. Die Lucona-Proksch-Affäre spitzt sich zu.
März 1985: Das „Konrad-Lorenz-Volksbegehren“ gegen den KW-Bau bei Hainburg erhält 353.908 Unterschriften.
Die Hauptversammlung der KW-Tullnerfeld GmbH beschließt einstimmig die „stille Liquidation“ des fertig gebauten „AKW“ Zwentendorf.
April 1985: Der „Weinskandal“ wegen zugemischtem Diäthylenglykol beginnt weite Kreise zu ziehen (vorerst 15 Betriebe).
Juni 1985: Mit der 8. Schulorganisations-Novelle wird das Fach Informatik ab der 5. Klasse in den AHS verpflichtend eingeführt.
Aufgrund des Weinskandals ist der Export von Prädikatwein aus Österreich auf Null gesunken.
August 1985: Schwere Unwetter in Tirol und ein Hitzerekord von +34°C
Nach 50 Verhaftungen wird im Nationalrat ein neues Weingesetz verabschiedet: Kontrolle von der Traube bis ins Verkaufsregal.
Dezember 1985: Die VOEST schreibt 5,7 Milliarden Schilling Verluste; der gesamte Vorstand und der Generaldirektor Herbert Abfalter treten zurück.
Terroranschlag am Flughafen Wien-Schwechat: 4 Personen sterben; von den Terroristen werden bei der Verfolgung einer erschossen und zwei schwer verletzt.
1986
Jänner 1986: Verlängerung des Mindesturlaubs auf 30 Werktage bzw. 36 Werktage (ab 25-jähriger Dienstzeit).
März 1986: Volksbefragung in NÖ. Über eine eigene Hauptstadt. 56,2% sind dafür; St. Pölten siegt mit 44,6%.
Die Kriegsvergangenheit von Dr. Kurt Waldheim zeigt die Mitgliedschaft bei der SA-Reiterschaft.
Andreas Felder stellt mit 191 Metern bei der Schiflug-WM am Kulm bei Bad Mitterndorf einen neuen Weltrekord auf.
April – Mai 1986: Der Kernreaktorunfall in Tschernobyl (Sowjetunion/Ukraine) hat auch Folgen in Österreich: Der Verkauf von Freilandgemüse und Pilzen wird einge-schränkt, Kinderspielplätze (besonders Sandkisten) werden gesperrt. Das „AKW“-Zwentendorf ist „erledigt“.
Juni 1986: Dr. Kurt Waldheim wird im 2. Wahlgang (Stichwahl) zum Bundes-präsidenten gewählt. Dr. Fred Sinowatz tritt als Bundeskanzler zurück, bleibt aber SPÖ-Vorsitzender. Sein Nachfolger wird Dr. Franz Vranitzky.
Juli 1986: Der NÖ Landtag unter LH Siegfried Ludwig beschließt einstimmig St. Pölten zur Landeshauptstadt zu erklären
Der Benediktiner Hans Hermann Groer wird als Nachfolger von Kardinal Dr. Franz König zum Erzbischof von Wien berufen (Weihe im Sept. 86).
September 1986: Nach der dramatisch verlaufenden Wahl von Dr. Jörg Haider zum Vorsitzenden der FPÖ (gegen Dr. Norbert Steger, Vizekanzler) kündigt Franz Vranitzky die Zusammenarbeit mit der FPÖ auf und empfiehlt Neuwahlen.
November 1986: Nationalratswahlen; SPÖ 43,1%, ÖVP 41,3%, FPÖ 9,7%; es folgen langwierige Koalitionsverhandlungen zw. SPÖ und ÖVP.
1987
Jänner 1987: SPÖ (Vranitzky) und ÖVP (Mock) einigen sich auf eine gemeinsame Regierung mit 17 Mitgliedern.
März 1987: Kurt Krenn wird unter Protest vieler Dechanten in Wien zum Weih-bischof von Wien berufen. Es kommt zu Protesten vieler Laien.
April 1987: Bundespräsident Dr. Kurt Waldheim wird durch einen umstrittenen Beschluss vom US-Justizministerium auf die sog. „Watchlist“ gesetzt. Im Vorlauf dazu wurden von mehreren Seiten Behauptungen aufgestellt, die sich alle als falsch erwiesen.
September 1987: Feierlichkeiten zu „150 Jahre Eisenbahn in Österreich in Straßhof
Oktober 1987: Die „Lauda Air“ erhält (neben der AUA) eine Konzession für den Linienflug.
1988
Februar 1988: Die international besetzte „Historikerkommission“ legt ihren Bericht vor, dass Kurt Waldheim kein schuldhaftes Verhalten vorzuwerfen sei, höchstens eine mögliche Mitwisserschaft an der Verletzung von Menschenrechten seitens der SA bzw. SS am Balkan.
Sehr erfolgreiche Teilnahme an den Olympischen Winterspielen in Calgary (Kanada): 3x Gold, 5x Silber, 2x Bronze (Hubert Strolz und Michael Hadschieff je 2 Medaillen).
Mai 1988: Landwirtschaftsminister Josef Riegler stellt sein „Manifest für eine ökosoziale Agrarpolitik“ vor. Nach 30 Jahren (2017) ist diese „Ökosoziale Markt-wirtschaft und Agrarpolitik in Österreich“ aktueller denn je
Drei Eckpunkte: Leistungsfähige Wirtschaft, Soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz
Juni 1988: Papst Johannes-Paul II. besucht zum 2. Mal Österreich.
Fertigstellung des letzten Teilstücks der „Tauernautobahn“ (Nordumfahrung Villach) – eine Autobahn von Hamburg bis Sizilien
Die Wiener Lokalbahnen GmbH (WLB) feiern ihr 100-jähriges Bestehen.
1989
April 1989: Die Regierung beschließt einen Bericht an den Nationalrat und den Bundesrat bezüglich Aufnahme Österreichs in die EG – unter Beibehaltung der immerwährenden Neutralität.
DI Josef Riegler wird neuer Bundesparteiobmann der ÖVP (und Vizekanzler), Alois Mock bleibt Außenminister.
Juli 1989: Außenminister Alois Mock übergibt in Brüssel dem EG-Ministerrat das Ansuchen Österreichs um Aufnahme in die Europäische Gemeinschaft.
August 1989: Nachdem Ungarn an mehreren Stellen den „Eisernen Vorhang“ zu Österreich abgebaut hatte, kommen etwa 1000 Flüchtlinge (nach einer Veranstaltung im Rahmen der Paneuropa-Union) nach Österreich und werden nach Deutschland (West) weitergeleitet. Im September kommen nochmals etwa 15.000 DDR-Bürger:innen nach Österreich und fahren nach Deutschland weiter.
Oktober 1989: Erstmals wird in Österreich eine 5000-Schilling-Banknote ausgegeben.
9. November 1989: Fall der Berliner Mauer
Dezember 1989: Der „Eiserne Vorhang“ zur Tschechoslowakei wird abgebaut.
1990
Jänner 1990: Im Warenverkehr zwischen der EG und Österreich fallen die meisten Mengenbeschränkungen.
Mai 1990: Staatsvertrag zwischen Bund, Wien und NÖ. Zur Errichtung des Nationalparks Donauauen
Juni 1990: Der Nationalrat beschließt das „Abfallwirtschaftsgesetz“ (Abfallvermei-dung bzw. -verringerung, getrenntes Sammeln, Rücknahme und Wiederverwertung).
Oktober 1990: Nationalratswahlen, SPÖ 42,8%, ÖVP 32,1%, FPÖ 16,6%, Grüne 4,8%
Dezember 1990: Durch einen Sieg im Super-G in Altenmarkt/Zauchensee ist Petra Kronberger die erste Schirennläuferin der Welt, die in allen 5 Disziplinen zumindest einmal gewonnen hat.
1991
Mai 1991: Die Volkszählung ergibt 7,796.000 Österreicher:innen.
Juni 1991: Änderung des Namens der SPÖ von „Sozialistische Partei Österreichs“ auf „Sozialdemokratische Partei Österreichs“ (32. Bundesparteitag in Linz)
Die kriegerischen Ereignisse in Jugoslawien Gefährden den Luftraum im südlichen Österreich.
Juli 1991: Der Wiener Weihbischof Kurt Krenn wird zum Diözesanbischof von St. Pölten ernannt. Ihm folgt in Wien Christoph Schönborn als Weihbischof nach.
November 1991: Die Umweltminister der 7 Alpenländer unterzeichnen eine „Alpen-Charta“ – das alpine Gebiet bedarf als ökologisch sensibler Lebensraum besonderen Schutz.