Die Zeit von 2004 bis 2023
Zeitgeschichte in Österreich 2004 bis 2023 (Innenpolitik)
Wirtschaftlicher Aufschwung im EURO-Zeitalter
Soziale Isolation durch die Corona-Krise (COVID-19-Pandemie, 2020 – Mai 2023)
Wirtschaftliche Beeinträchtigungen durch den Überfall Russlands auf die Ukraine (ab Feb. 2022)
Ein innerparteilicher Bruch in der FPÖ (Knittelfelder FPÖ-Versammlung 2002) nach enttäuschenden Regionalwahlergebnissen und zunehmender Unzufriedenheit Jörg Haiders mit den eigenen Regierungsmitgliedern führte zum Rücktritt eines Großteils der FPÖ-Minister und in der Folge zu einer vorgezogenen Neuwahl im November 2002. Bei dieser steigerte die ÖVP unter Wolfgang Schüssel (Bundeskanzler von 2000 bis 2007) ihren Stimmenanteil von 26,9 auf 42,3 Prozent und wurde erstmals seit 1966 wieder stimmenstärkste Partei, während die FPÖ von 26,9 auf 10,0 Prozent Stimmenanteil abrutschte (SPÖ: 36,5 %, Grüne: 9,5 %). Erneut kam es zur Bildung einer „schwarz-blauen“ Koalition.
Im April 2005 traten durch ein erneutes Zerwürfnis innerhalb der FPÖ die bisherigen Regierungsmitglieder und ein Großteil der Parlamentarier der FPÖ aus der Partei aus und einem vom Kärntner Landeshauptmann
Jörg Haider neu gegründeten „Bündnis Zukunft Österreich“ (BZÖ) bei.
Die Regierungsarbeit wurde in einer „schwarz-orangen“ Koalition fortgesetzt.
Nach der Nationalratswahl am 1. Oktober 2006, in der die SPÖ nach massiven ÖVP-Verlusten eine relative Mehrheit erreichte, wurde im Jänner 2007 eine Große Koalition unter Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) und Vizekanzler Wilhelm Molterer (ÖVP) gebildet. Diese Regierung hielt aber, nicht zuletzt aufgrund des wechselseitigen Misstrauens, nur etwa anderthalb Jahre.
Aus den Neuwahlen am 28. September 2008 ging die SPÖ trotz kräftiger Verluste als stimmenstärkste Partei hervor. Die ÖVP verlor massiv, FPÖ und BZÖ erzielten starke Gewinne, die Grünen stagnierten.
Bundespräsident Heinz Fischer erteilte dem neuen Bundesparteivorsitzenden der SPÖ, Werner Faymann, den Regierungsbildungsauftrag. Am 23. November 2008 erklärten Werner Faymann und der neue geschäftsführende Bundesparteivorsitzende der ÖVP, Josef Pröll, dass sie sich auf eine erneute Große Koalition mit Werner Faymann als Bundeskanzler geeinigt hätten. 2011 folgte Michael Spindelegger auf Pröll.
Bei der Nationalratswahl 2013 (die Legislaturperiode war 2007 auf fünf Jahre verlängert worden) konnten die beiden Koalitionsparteien trotz Stimmenverlusten erneut eine knappe absolute Mehrheit erzielen, woraufhin die Koalition fortgeführt wurde. Im August 2014 folgte Reinhold Mitterlehner Michael Spindelegger als Vizekanzler.
2015 wurde Österreich Durchreise- und teilweise auch Zielland für hunderttausende Flüchtlinge (vor allem aus Syrien) und Migranten, die über die sogenannte Balkanroute nach Mittel- und Nordeuropa zu gelangen versuchten (Flüchtlingskrise in Europa 2015/2016).
Im Mai 2016 trat Faymann nach einem sehr schwachen Ergebnis (11,2 %) des SPÖ-Kandidaten bei der Bundespräsidentenwahl Rudolf Hundstorfer und nach innerparteilicher Kritik als Parteivorsitzender und
Bundeskanzler zurück. In beiden Funktionen folgte ihm der Vorstandsvorsitzende der ÖBB, Christian Kern. Die Bundespräsidentenstichwahl gewann zunächst mit knappem Vorsprung der ehemalige Parteivorsitzende der Grünen Alexander Van der Bellen gegen den FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer. Nach einer Wahlanfechtung der FPÖ erklärte der Verfassungsgerichtshof am 1. Juli 2016 die Stichwahl wegen gravierender Unregelmäßigkeiten und dadurch möglicher Manipulationen bei der Auszählung der Briefwahlstimmen für ungültig. Der zweite Wahlgang musste daher in ganz Österreich wiederholt werden. Van der Bellen erhielt dabei 53,79 % der Stimmen und wurde am 26. Jänner 2017 als Bundespräsident angelobt.
Nach einem Wechsel an der Spitze der ÖVP im Mai 2017 sprach sich der neue Vorsitzende Sebastian Kurz gegen eine Fortführung der Regierungskoalition mit der SPÖ aus, worauf vorgezogene Neuwahlen für den 15. Oktober festgelegt wurden, bei denen die ÖVP zur stärksten Partei wurde, während die Grünen nach 31 Jahren aus dem Nationalrat ausschieden. Im weiteren Verlauf wurde eine türkis-blaue Regierung unter Bundeskanzler Kurz und Vizekanzler Heinz-Christian Strache gebildet und im Dezember desselben Jahres angelobt.
Die Koalition zerbrach im Mai 2019 im Zuge der sogenannten „Ibiza-Affäre“ um Strache, woraufhin am 29. September 2019 erneut eine vorgezogene Nationalratswahl stattfand, bei der die ÖVP ihre Mehrheit weiter ausbauen konnte, während FPÖ und SPÖ Verluste hinnehmen mussten. Die Grünen konnten hingegen wieder in den Nationalrat einziehen und bildeten am 7. Jänner 2020 zusammen mit der ÖVP die erste Schwarz-grüne Koalition auf Bundesebene, die Bundesregierung Kurz II.
Die weltweite COVID-19-Pandemie traf 2020 auch Österreich und ließ die Arbeitslosigkeit im April 2020 auf einen Höchststand von 588.000 Menschen ansteigen. Die Wirtschaft erlitt große Verluste und verzeichnete im Lauf des Jahres den stärksten Einbruch seit dem Zweiten Weltkrieg.
Am 9. Oktober 2021 trat Regierungschef Kurz in Folge der ÖVP-Korruptionsaffäre zurück.
Sein Nachfolger im Amt wurde am 11. Oktober 2021 zunächst Alexander Schallenberg, am 6. Dezember 2021 Karl Nehammer.