Sonderausstellung „Spielzeug im Wandel der Zeit“
Eröffnung am Sa., 13. Dezember 2008, 17 Uhr
Dauer bis So., 15. Februar 2009
Kinderspielzeug im Wandel der Zeit
„Es war ein Spiel! Was sollt’ es anderes sein?
Was ist nicht Spiel, was wir auf Erden treiben,
Und schien es noch so groß und tief zu sein!
Wir spielen immer, wer es weiß, ist klug.“
Paracelsus / Arthur Schnitzler
Sonderausstellung 1: Kindheit in Vor- und Nachkriegszeiten
Die Sonderausstellung „Spielzeug“ lässt Kinderträume wieder auferstehen. Noch bis 18. Februar treffen sich im Fuhrwerkerhaus die Generationen.
Was werdet Ihr Euren Enkeln und Urenkel einmal erzählen? schließt der heute 86jährige Karl Isermann einen Brief über Kindheit und Jugend in der Zwischenkriegszeit in Eichgraben, den er 1995 an seine Enkel geschrieben hat. Sein Stolz: Ein Tennisball, den er bei seinen Diensten auf einem der damals drei Tennisplätze unter einem Grasbüschel versteckt hatte. Mit dem hat er dann auf der Straße Fußball gespielt. Sonst war da nichts, zumindest nichts dauerhaftes, vorgefertigtes. „Wir spielten auf der Straße und im Feld – und wir hatten Fantasie!“
Traude Tinhofer, 17 Jahre später auf die Welt gekommen und auf der Klarahöhe aufgewachsen, hat da schon mehr Schätze. Es ist ihre Babyrassel, die die Sonderausstellung „Spielzeug“ eröffnet: Ein metallenes, heute schmucklos und kühl anmutendes Ding, das ihre glücklichen Eltern ihr damals in die Wiege gelegt haben. Daneben liegt eine moderne Rassel – bunt, ergonomisch geformt, mit von Wissenschaftlern entwickelten ungiftigen Farben versehen, speichelfest und sicherheitsgeprüft. Sie wurde von ebenso glücklichem Eltern 2008 ihrem Schatz in die Wiege gelegt.
Ahhs und Ohhs – Generationenübergreifend
Spielzeug gibt es seit Menschengedenken. Es lässt uns eintauchen nicht nur in die äußeren Gegebenheiten sondern auch in die Gefühlswelten – und da sind sich Mutter und Tochter, Opa und Enkel beim Rundgang durch die Sonderausstellung schnell einig: bei den Aahs und Ohs und „Schau wie schön“ angesichts der alten Eisenbahn, der Gliederpuppen und Teddybären, der alten Puzzles und was es sonst noch alles gibt. Bei so einem gemeinsamen Besuch vergeht die Zeit im Flug: Unter all diesen Schätzen lässt sich leicht und gut erzählen und noch viel besser zuhören.
Die Exponate sind mehr als ein Spiegel ihrer Zeiten. Sie waren prägende, liebevoll gehütete Begleiter. Der Puppenwagen etwa, den der Vater von Traude Tinhofer für sie gemacht hat. „Der hat schon ordentliche Gebrauchsspuren, sicher war ich auch draußen damit“, erzählt Tinhofer, die den Anstoß zur Sonderausstellung gegeben und sie gemeinsam mit Michael Götzinger und Renate Grasberger organisiert und arrangiert hat. „Heutige Kinder haben ja viel, aber die spielen oft gar nicht damit!“
Spielplatz Wald
Auch in ihrer Kindheit – Nachkriegszeit, und obwohl doch schon einiges an Spielzeug vorhanden war – waren die Kinder auf der Straße, im Wald – Mädels wie Buben in Banden zusammen und in irgendwelche Abenteuer verstrickt: Als Cowboy und Indianer, auf der Pirsch vor einem Fuchsloch, beim Bauen von Tippis.
Es gab auch heiße Auseinandersetzungen – etwa mit dem Jungen, der tatsächlich den Fröschen die Beine zusammen gebunden hat. „Da haben wir ihn an einen Baum gebunden. Ein Nachbar hat ihn dann rufen gehört und befreit, da war es schon finster – er hat aber nicht verraten, wer es war.“ Verletzungen? „Nichts schlimmes, einmal ein Beinbruch beim Rodeln, aber das wäre auf einem abgesicherten Hang auch passiert.“
Humusmiete statt Sandkiste
Karl Berger, Jahrgang 1942 erinnert sich an die Höhlen, die er mit seinen Freunden gegraben hat, sicher einenhalb mal einenhalb Meter. Gäbe es die Schaufeln noch könnten sie erzählen von den Humusmieten, die händisch beim Autobahnbau abgetragen worden und auf der Klarahöhe aufgeschichtet waren: Zwei Meter breite und 10 Meter lange Wälle, in die man herrlich Kulen graben und sich dort einrichten und verstecken konnte.
Die Humusmieten gibt es nicht mehr und auch die Kinder, die frei im Wald herumtoben können, sind sehr selten geworden. Das Bedürfnis zu spielen, der Wert des Spielzeugs und auch der Reiz der alten, ursprünglichen Dinge ist aber geblieben. Und das – bei aller Veränderung – mit Recht: Im nachahmen, begreifen und aus innerer Kraft bearbeiten ist auch das einfachsten Spiel Garant dafür, dass Kinder lernen und sich entwickeln. „Ich hab mir im ganzen Haus Winkel gesucht, dort gebaut, sie eingerichtet“, erzählt Traude Tinhofer. „Sehr zum Ärgernis meiner Eltern.“
Na, wem das nicht bekannt vor kommt….
Barbara Chaloupek